Über Vestibularisstörung

Übersetzt von Firat Kesgin

WAS IST EINE VESTIBULÄRE STÖRUNG?

Zum vestibulären System gehören die Teile des Innenohrs und Gehirns, welche die Informationen, die an der Gleichgewichtskontrolle und den Augenbewegungen involviert sind, verarbeiten. Wenn eine Erkrankung oder eine Verletzung diese informationsverarbeitenden Gebiete beschädigen, kann eine vestibuläre Störung entstehen. Vestibuläre Störungen können sich auch aus genetischen Faktoren oder Umweltbedingungen ergeben oder verschlimmern. Eine Entstehung aus unbekannten Gründen ist ebenfalls möglich.

WAS GENAU IST GLEICHGEWICHT?

Gleichgewicht ist die Fähigkeit, den Körperschwerpunkt über den Körperstützpunkt hin aufrechtzuerhalten. Ein gut funktionierendes Gleichgewichtssystem macht es Menschen möglich, beim Bewegen klarzusehen, die Orientierung bezüglich der Schwerkraft zu ermitteln, die Richtung und die Geschwindigkeit der Bewegung zu bestimmen und durch automatische, posturale Anpassungen die Haltung und Stabilität unter verschiedenen Bedingungen und bei verschiedenen Aktivitäten zu erhalten.
Das Gleichgewicht wird durch eine komplexe Reihe von sensomotorischen Kontrollsystemen erlangt und erhalten. Zu diesen Systemen gehören der sensorische Input der Augen (das Sehen), der Propriozeption (das Fühlen / Wahrnehmen) und das vestibuläre System (Bewegung, Gleichgewicht, räumliche Orientierung). Die Integration dieser sensorischen Inputs und der motorischen Outputs der Augen und Körpermuskeln erhalten das Gleichgewicht. Eine Verletzung oder Erkrankung, sowie der Alterungsprozess, kann eine oder mehrere dieser Komponenten beeinträchtigen.

WAS SIND DIE SYMPTOME EINER VESTIBULÄREN STÖRUNG?

Das vestibuläre System besteht aus den Teilen des Innenohrs und Gehirns, die das Gleichgewicht und die Augenbewegungen kontrollieren. Wenn das System durch eine Erkrankung oder Verletzung oder durch das Altern beschädigt ist, können vestibuläre Störungen entstehen. Diese Störungen werden mit einem oder mehreren dieser Symptome assoziiert, unter anderem:

  • Schwindel und Benommenheit
  • Ein gestörtes Gleichgewicht oder eine gestörte räumliche Orientierung
  • Sehbeeinträchtigung
  • Veränderungen des Hörens
  • Kognitive und/oder psychologische Veränderungen

Nicht alle Symptome treten bei jeder Person mit einer Innenohrstörung auf; ebenfalls ist das Auftreten anderer Symptome möglich. Eine Innenohrstörung kann auch präsent sein, ohne dass offensichtliche oder schwerwiegende Symptome auftreten. Es ist wichtig zu beachten, dass die meisten dieser einzelnen Symptome auch aus anderen Gründen verursacht werden können.

Die Art und die Schwere der Symptome können wesentlich schwanken; sie können beängstigend und schwer zu beschreiben sein. Menschen, die von bestimmten Symptomen einer vestibulären Störung betroffen sind, können als unaufmerksam, träge, übertrieben ängstlich oder aufmerksamkeitssuchend wahrgenommen werden. Sie können Probleme beim Lesen und einfachem Rechnen haben. Die Aktivitäten auf der Arbeit oder in der Schule, sowie tägliche Routineaufgaben oder das Aufstehen morgens, können einigen schwerfallen.

Schwindel und Benommenheit
  • Ein drehendes oder wirbelndes Gefühl; das Gefühl, dass man oder die Welt um einen sich drehe (Vertigo)
  • Leichte Benommenheit, sowie ein schwebendes oder schwankendes Gefühl
  • Das Gefühl, dass man schwergewichtig sei oder in eine Richtung gezogen werde
Gleichgewicht und räumliche Orientierung
  • Gleichgewichtsstörung, stolpern, Schwierigkeit, gerade zu laufen oder um eine Ecke zu biegen
  • Ungeschicklichkeit oder Koordinationsschwierigkeiten
  • Schwierigkeit, eine gerade Haltung einzunehmen; die Tendenz, nach unten zu schauen, um den Untergrund im Blick zu halten
  • Der Kopf wird schräg gehalten
  • Die Tendenz, beim Stehen etwas anzufassen oder sich festzuhalten; oder im Sitzen sich an den Kopf zu fassen oder den Kopf zu halten
  • Empfindlichkeit gegenüber der Veränderung des Untergrunds oder des Schuhwerks
  • Muskel- und Gelenkschmerzen (aufgrund der Gleichgewichtsprobleme)
  • Schwierigkeit, im Gedränge oder in großen, freien Räumen das Gleichgewicht zu halten
Visuell
  • Schwierigkeit, Objekte zu fixieren oder zu verfolgen; Objekte oder Wörter auf einer Seite scheinen zu springen, zu verschwimmen oder erscheinen doppelt
  • Belebte, visuelle Umwelt wie z.B. der Verkehr, Menschenmengen oder Einkaufsgeschäfte, sind unangenehm
  • Empfindlichkeit gegenüber Licht, Grellheit und bewegende oder flackernde Lichter; fluoreszierendes Licht kann besonders unangenehm sein
  • Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Computer- oder Fernsehbildschirmen
  • Tendenz, nahe Objekte zu fixieren; entfernte Objekte zu fixieren ist unangenehm
  • Erhöhte Nachtblindheit; Schwierigkeit, im Dunkeln zu gehen
  • Schwache Tiefenwahrnehmung
Auditiv
  • Hörverlust; verzerrtes und schwankendes Hören
  • Tinnitus (Klingeln, Rauschen, Sausen, Zischen oder andere Geräusche im Ohr)
  • Empfindlichkeit gegenüber lauten Geräuschen oder lauter Umgebung
  • Plötzliche, laute Geräusche können Symptome wie Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen verschlimmern
Kognitiv
  • Schwierigkeit, sich zu konzentrieren, oder verminderte Aufmerksamkeit; leicht ablenkbar
  • Vergesslichkeit und Kurzzeitgedächtnisstörung
  • Verwirrung, Desorientierung; Schwierigkeit, Anweisungen und Instruktionen zu verstehen
  • Schwierigkeit, dem Redner während eines Gesprächs, einer Sitzung, etc., zu folgen; besonders bei lauten Hintergrundgeräuschen oder bei Bewegungen im Hintergrund
  • Mentale und/oder physische Erschöpfung, die in einem Missverhältnis zur Aktivität steht
Psychologisch
  • Verlust der Selbstständigkeit, des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls
  • Angst, Panik, soziale Isolation
  • Depression
Andere Symptome
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Gefühl, einen „Kater“ zu haben oder seekrank zu sein
  • Reisekrankheit
  • Gefühl von Fülle im Ohr
  • Kopfschmerzen
  • Undeutliche Sprache
  • Empfindlichkeit gegenüber Druck, Temperaturveränderungen oder Windströmungen
  • Schmerzen, Druck oder andere Symptome bei Ernährungsumstellung (z.B. hoher Natriumaufnahme)

WIE WERDEN VESTIBULÄRE ERKRANKUNGEN DIAGNOSTIZIERT?

Ärzte nutzen die Informationen aus der persönlichen Krankengeschichte und die Befunde der körperlichen Untersuchung als Grundlage, um diagnostische Tests anzuordnen, womit sie die Funktion des vestibulären Systems untersuchen und alternative Ursachen der Symptome ausschließen.

SPEZIFISCHE TESTS EINER VESTIBULÄREN DYSFUNKTION

Ein gutes Gleichgewicht und ein klares Sehen sind auf eine enge Verbindung zwischen den vestibulären Organen und den Augen angewiesen. Kopfbewegungen oder andere Stimulationen des Innenohrs senden über das Nervensystem Signale zu den Augenmuskeln; dies wird „vestibulookulärer Reflex“, kurz VOR, genannt. Der VOR erzeugt normalerweise Augenbewegungen, die für eine klare Sicht bei Kopfbewegungen sorgen.

Elektronystagmographie (ENG)

Die ENG ist eine Testbatterie bestehend aus Augenbewegungsanalysen, die durch die Messung des Nystagmus (ein Typ von unwillkürlichen Augenbewegungen) und anderen Augenbewegungen nach Anzeichen einer vestibulären Dysfunktion oder neurologischen Problemen suchen. ENG Tests sind bei Menschen mit Schwindel und/oder Gleichgewichtsstörungen die am häufigsten durchgeführten Tests, obwohl die Testbatterie und einige Testmethoden sich von Untersucher zu Untersucher stark unterscheiden können.

Während der ENG werden die Augenbewegungen über kleine Elektroden, die auf die Haut um die Augen platziert werden, aufgezeichnet und analysiert. Die Elektroden sind selbstklebend, ähnlich einem Pflasterverband. Alternativ können die Augenbewegungen durch eine Videonystagmographie (VNG) aufgezeichnet werden. Dies geschieht über eine infrarote Videokamera, die in eine spezielle Brille, die der Patient aufsetzt, montiert ist.

Ein ENG/VNG Test evaluiert die Augenbewegungen, da sie einem bewegendem Zielobjekt folgen. Des Weiteren beobachten sie Augenbewegungen bei verschiedenen Kopfhaltungen. Während der kalorischen Prüfung (manchmal auch bi-thermisch kalorisch oder mono-thermisch kalorisch genannt) wird warmes Wasser, kaltes Wasser oder Luft in dem Gehörgang zirkuliert, um die Nystagmus-Reaktion, die durch die Temperaturveränderung stimuliert wird, zu testen.

Rotationstests

Die Rotationstests können ebenfalls evaluieren, wie gut die Augen und das Innenohr zusammenarbeiten. Für jede Kopfbewegung in eine Richtung, gibt es eine Augenbewegung in die entgegengesetzte Richtung.

Durch Rotationstests, die ebenfalls die ENG Elektroden oder VNG Brillen nutzen, kann der Untersucher jegliche Augenbewegungen erfassen, während der Kopf sich in verschiedenen Geschwindigkeiten bewegt. Dies liefert zusätzliche Informationen, über die ENG/VNG hinaus, darüber wie gut die Gleichgewichtorgane mitsamt ihren Verbindungen zu den Augenmuskeln funktionieren. Nicht alle Menschen benötigen in der Diagnosephase die Rotationstests.

Vestibulär Evozierte Myogene Potentiale (VEMP)

Die VEMP-Untersuchung wird genutzt, um zu beurteilen, ob der Sakkulus und der untere Vestibularnerv intakt sind und normal funktionieren. Während der VEMP-Untersuchung werden dem Patienten Kopfhörer aufgesetzt und kleine Elektroden auf die Haut der Nackenmuskulatur geklebt. Wenn über die Kopfhörer Töne übertragen werden, erfassen die Elektroden die Muskelreaktion auf die vestibulären Reize.

Computergestützte dynamische Posturographie (CDP)

Die CDP untersucht die posturale Stabilität. Während ENG/VNG und Rotationstests die visuell-vestibuläre Interaktion beurteilen, liefert die CDP Informationen über die motorische Kontrolle und das Gleichgewicht unter unterschiedlichen Umgebungsbedingungen. Dies ist sehr wichtig, da die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, nicht nur auf die sensorische Information des visuellen und vestibulären Systems beruht, sondern auch auf die sensorische Information, die das Gehirn von den Muskeln und Gelenken erhält, angewiesen ist. Diese somatosensorischen Signale liefern Hinweise über z.B. die Richtung der Kopfdrehung oder die Bodenbeschaffenheit und Neigung der Laufoberfläche. Die CDP untersucht die Beziehung dieser drei sensorischen Inputs. Sie erfasst ebenfalls das Gleichgewicht und die posturale Anpassung, die eine Person, als Reaktion auf die Schwankung der zuverlässigen Informationen, die von dem visuellen und somatosensorischen System geliefert werden, zeigt.

Der Test beinhaltet das Stehen auf einer speziellen Messplatte und normalerweise ein visuelles Ziel. Die Messplatte und/oder das visuelle Ziel bewegen sich und während die getestete Person versucht, das Gleichgewicht zu halten, registrieren die Drucksensoren unter der Messplatte die Körpergewichtsverlagerung (die Körperschwankung). Während des Tests wird ein Sicherheitsgurt getragen.

Hörtests

Die Audiometrie misst die Hörfunktion. Hörtests sind aufgrund der engen Beziehung zwischen Innenohr, Gehör und Gleichgewichtsorgan, ein wichtiger Bestandteil einer vestibulären Diagnostik. Sämtliche verschiedene Hörtests, die durch einen Audiologen durchgeführt werden, sind erforderlich. Diese Tests werden in einer schalldichten Kabine durchgeführt. Der Patient setzt einen Kopfhörer mit integriertem Mikrofon auf, so dass der Patient mit dem Audiologen in Kontakt bleiben kann.

Bei bestimmten Personen mit einer vestibulären Erkrankung, ist es nötig, dass das Gehör in regelmäßigen Zeitabständen untersucht wird. Dies ist besonders der Fall, bei Anzeichen auf einen Hörverlust, bei einem Gefühl der Fülle in den Ohren oder Tinnitus (Klingeln im Ohr oder andere Geräusche).

Behandlung von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen aufgrund einer vestibulären Erkrankung

Die Art der Behandlung, die für vestibuläre Erkrankungen verordnet wird, hängt ab von den Symptomen, der Krankengeschichte, der allgemeinen Gesundheit, der Untersuchung durch einen qualifizierten Arzt und den diagnostischen Ergebnissen. Neben der Behandlung der Grunderkrankung, die vielleicht zu der Gleichgewichtsstörung beiträgt, kann die Behandlung auch folgendes enthalten:

VESTIBULÄRE REHABILITATIONSTHERAPIE (VRT)

Die VRT benutzt spezifische Kopf-, Körper- und Augenübungen, die so gestaltet sind, dass das Gehirn umtrainiert wird. Hierdurch kann das Gehirn Signale vom vestibulären System erkennen und verarbeiten, und diese mit den Informationen von den Augen und der Propriozeption koordinieren. Die Wahl und Art der VRT Übungen wird von Patient zu Patient anders sein.

Canalith-Repositionsmanöver (z.B. das Epley-Manöver)

Eine spezielle Form von VRT ist für die Behandlung von benignem paroxysmalem Lagerungsschwindel (BPLS) gegeben. Diese Behandlung wird oft das Epley-Manöver genannt und besteht aus einer Serie von speziell entworfenen Kopf- und Rumpfbewegungen, wodurch die winzigen, verlagerten Otolithen sich an einen Ort im Innenohr bewegen, wo sie keine Symptome hervorrufen können.

Übungen für Zuhause

Die Übungen für Zuhause sind oft ein essenzieller Bestandteil der Behandlung. Physio- oder Ergotherapeuten geben den Patienten angemessene VRT Übungen für Zuhause, die in einer vorgegebenen Geschwindigkeit durchgeführt werden müssen. Außerdem sollten die Übungen durch ein progressives Fitnesstraining, welches die Kraft erhöht und den Stress vermindert, ergänzt werden.

Ernährungsumstellung

Viele Menschen mit Morbus Menière, mit einem sekundären endolymphatischen Hydrops und migräne-assoziiertem Schwindel finden, dass bestimmte Diätmodifikationen ihnen helfen. Die Vermeidung von Substanzen, welche die Diät ablehnt, wie z.B. Nikotin und bestimmte Medikamente, können ebenfalls Symptome vermindern.

Gesprächstherapie – psychologische Beratung

Symptome einer vestibulären Erkrankung sind unsichtbar und unberechenbar. Dies bedeutet nicht, dass sie imaginär sind, aber dass sie oft zu einer Vielzahl von psychologischen Folgen beitragen. Menschen mit einer vestibulären Erkrankung brauchen oft Unterstützung und profitieren von einer psychologischen Beratung, um besser mit Lebensstilveränderungen, Depressionen, Schuld und Trauer umgehen zu können. Dies kommt daher, dass man weder seine Erwartungen noch die Erwartungen der anderen länger erfüllen kann.

Medikamente

Die Einnahme von Medikamenten für die Behandlung von vestibulären Erkrankungen hängt davon ab, ob die Störung des vestibulären Systems in der initialen oder akuten Phase (dauert bis zu 5 Tagen) oder in der chronischen Phase (andauernd) ist.

Chirurgie

Wenn die medizinische Behandlung nicht bei der Kontrolle des Schwindels effektiv ist und andere Symptome durch die Störung des vestibulären Systems verursacht werden, kann ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Die Art des Eingriffs hängt bei jedem Einzelnen von der individuellen Diagnose und dem Gesundheitszustand ab. Chirurgische Eingriffe bei peripheren, vestibulären Erkrankungen sind entweder korrigierend oder destruktiv. Das Ziel der korrigierenden Operation ist, die Funktion des Innenohrs wiederherzustellen oder zu stabilisieren. Das Ziel der destruktiven Operation ist, die Produktion der sensorischen Information oder die Weiterleitung dieser Information, vom Innenohr zum Gehirn, zu stoppen.

UNTERSCHIEDLICHE VESTIBULÄRE ERKRANKUNGEN

Altersbedingter Schwindel und Gleichgewichtsstörungen

Schwindel bei älteren Menschen kann als Folge eines Problems mit dem vestibulären, zentralen (das Gehirn betreffend) und visuellen Systems entstehen. Ebenso kann der Schwindel durch eine Neuropathie, durch psychologische Ursachen und aus unbekannten Gründen (idiopathisch) verursacht werden. Vestibuläre Erkrankungen werden jedoch als die am meisten vorkommende Ursache bei altersbedingtem Schwindel gehalten und sind für ungefähr 50% der gemeldeten Schwindelfälle bei älteren Menschen verantwortlich.

Benigner paroxysmalen Lagerungsschwindel (BPLS)

BPLS ist eine häufig vorkommende vestibuläre Erkrankung, die Schwindel und andere Symptome verursacht. Dies geschieht aufgrund von Ablagerungen, die sich in einem Teil des Innenohrs angesammelt haben. Diese Ablagerungen, Otolithen genannt, bestehen aus kleinen Kalziumkarbonat-Kristallen (umgangssprachlich auch „Ohrsteinchen“ genannt). Bei Kopfbewegungen wandern die verlagerten Otolithen und senden falsche Signale an das Gehirn.

Labyrinthitis und Neuritis vestibularis

Labyrinthitis und Neuritis vestibularis sind Erkrankungen, bei der durch eine Infektion das Innenohr oder der Nervus vestibulocochlearis (8. Hirnnerv) sich entzünden. Der Nervus vestibulocochlearis verbindet das Innenohr mit dem Gehirn. Die Neuritis (die Nervenentzündung) beeinträchtigt den vestibulären Ast des Nervus vestibulocochlearis und verursacht Schwindel, aber keine Veränderung des Hörens. Labyrinthitis (Entzündung des Labyrinths) entsteht, wenn die Infektion beide Äste des Nervens betrifft. In diesem Fall tritt eine Veränderung des Hörens sowie Schwindel auf.

Morbus Menière

Morbus Menière ist eine vestibuläre Erkrankung, die eine Vielzahl an wiederkehrenden Symptomen produziert. Dies wird als Folge einer abnormalen Volumenerhöhung der Flüssigkeit im Innenohr, die Endolymphe genannt wird, verursacht. Die genaue Ursache für Morbus Menière ist nicht bekannt. Die vier klassischen Symptome sind Schwindel, Tinnitus, ein Gefühl von Fülle oder Druck in den Ohren und ein schwankendes Hörvermögen.

Migräne-assoziierter Schwindel (MAS)

Migräne, eine Krankheit, die normalerweise mit Kopfschmerzen assoziiert wird, kommt sehr häufig vor und kann mehrere vestibuläre Syndrome hervorrufen. Studien legen nahe, dass 25% der Menschen mit Migräne Schwindel während der Attacken haben. Migräne-assoziierter Schwindel (MAS) kann mit oder ohne Schmerzen auftreten.

Mal de Débarquement

Mal de Débarquement-Syndrom bedeutet wortwörtlich „die Krankheit des Ausschiffens“. Dieser Begriff bezieht sich ursprünglich auf das täuschende Gefühl von Bewegung, was als eine Nachwirkung einer Schiffs- oder Bootsreise gesehen wird. Einige Experten schließen nun weitere Reisearten, wie z.B. Zug- und Flugreisen, und Situationen mit neuen oder besonderen Bewegungsformen, wie z.B. das Liegen auf einem Wasserbett, mit ein.

Perilymphfistel

Eine Perilymphfistel ist ein Riss oder ein Defekt in einer der kleinen, dünnen Membranen, die das Mittelohr vom flüssigkeitsgefüllten Innenohr trennen. Bei einer Fistel verändert sich der Mittelohrdruck und dies betrifft direkt das Innenohr, wodurch die Gleichgewichts- und Hörorgane stimuliert werden und Symptome verursachen.

Superior Kanal Dehiszenz

Das Dehiszenzsyndrom des oberen Bogenganges entsteht als Folge einer Öffnung (Dehiszenz) der knöchernen Bedeckung des oberen (superior) Bogengangs im Innenohr. Bei der Dehiszenz kann die Flüssigkeit im häutigen Bogengang, der innerhalb des schlauchförmigen Hohlraums des knöchernen Bogengangs liegt, durch Schall- oder Druckanregung verdrängt werden. Dies kann vestibuläre und/oder das Gehör betreffende Anzeichen und Symptome erzeugen.

Tinnitus

Tinnitus ist ein Symptom, welches bei einigen vestibulären Erkrankungen auftreten kann, aber ist nicht eine vestibuläre Erkrankung an sich. Unter Tinnitus versteht man, dass abnormale Geräusche in einem Ohr, in beiden Ohren oder im Kopf wahrgenommen werden. Tinnitus kann periodisch sein oder als ein konstantes oder kontinuierliches Geräusch auftreten. Er kann als ein klingelndes, zischendes, rauschendes, pfeifendes, sausendes oder klickendes Geräusch erfahren werden und kann in Tonhöhe, von tiefen Geräuschen bis zu einem hohen Quietschton, variieren.